Interview mit Johanna Feil

Liebe Frau Feil, verraten Sie unserer Leserschaft doch erst einmal etwas über sich!

Mein Name ist Johanna Feil, ich bin 19 Jahre alt und ich habe dieses Jahr mein Abitur in meiner wunderschönen Heimatstadt Lüneburg gemacht. Meine Interessen sind, wie man so schön sagt, breit gefächert.

Meistens trifft man mich in irgendeiner Turnhalle an, wo ich meine sportliche Leidenschaft Rope Skipping, eine moderne Form des Seilspringens mit akrobatischen Elementen, als Leistungssport ausübe. Ich liebe aber darüber hinaus auch backen, joggen, spiele Klavier und lese für mein Leben gerne. Meistens greife ich dabei zu englischsprachiger Literatur, dass hängt aber ganz von meiner Lust und Laune ab.

Mit Kurzgeschichten und ersten Schreibversuchen habe ich bereits zu Beginn meiner Grundschulzeit losgelegt, und im Laufe der Jahre ist der Wunsch immer konkreter geworden, meinen eigenen Roman zu schreiben.

Et voilà! Mit 17 Jahren habe ich meinen Plan schließlich in die Tat umgesetzt und „Träum nicht von Aschenputtel“ geschrieben. Ansonsten faszinieren mich Sprachen und ich werde daher ab September für ein halbes Jahr ein Freiwilliges Soziales Jahr in einem Nationalpark in Uruguay machen. Anschließend möchte ich ein Medizinstudium beginnen und natürlich ganz viel schreiben.

Das klingt toll! Wie kam das Thema Ihres Romans zustande?

In welche Richtung mein Roman gehen sollte, war von Beginn an klar. Märchen und ganz besonders die Erzählungen der Gebrüder Grimm hatten es mir schon immer angetan und ich wollte diese Begeisterung gerne in mein Werk mit einfließen lassen. Da ich außerdem eine sehr junge Autoren bin und dadurch auf einige Dinge wahrscheinlich einen anderen Blickwinkel als Erwachsene habe, fiel die Wahl meines Themas schließlich auf eine Mischung aus Märchen und den Erlebnissen einer Jugendlichen, die neben ihren Träumen und ihrer Fantasie auch mit einem Mobbing Fall und den allgemeinen Herausforderung im Leben einer Heranwachsenden konfrontiert ist.

Ich selbst habe schon viele Romane gelesen, in denen die Autor:innen Märchen und Sagen eingliedern und verändern. Besonders inspiriert hat mich dann allerdings ein Gespräch über das Thema „luzides Träumen“, da bei dieser Art des Träumens bewusst das Verhalten im Traum gesteuert werden kann. Eine ideale Vorlage für eine Verknüpfung von dem tatsächlich Möglichen und der Welt der Fantasie.

Das Träumen als Tor zu anderen Welten ist eine sehr oft verwendete Idee, die meiner Meinung nach immer wieder Anhaltspunkte für Neues bietet. Sie ist vor allem deswegen so gut geeignet, weil jede und jeder einen individuellen Bezug zum Träumen hat. Ich habe mich schon sehr häufig gefragt, ob ich dieses und jenes jetzt geträumt habe oder es wirklich passiert ist. Nicht direkt mit diesem Phänomen, wohl aber mit einer Art von Übergriffigkeit der Traumwelt spiele ich auch in meinem Roman. Manchmal vielleicht etwas zum Leidwesen der Hauptfigur Mira ;).

Romane sind immer auch ein Spiegel ihrer Zeit. Welche aktuellen Thematiken greifen Sie in Ihrer Erzählung auf?

Die Welt hat viele Facetten und der Alltag einer Jugendlichen erst recht. Ein paar dieser Themen, wie ich sie momentan in unserer Gesellschaft und meinem eigenen Leben beobachte, finden sich auch in meinem Roman wieder. So ist die Protagonistin Mira überzeugte Vegetarierin und ihr ist Nachhaltigkeit sehr wichtig. Als sie und ihre Freundin einen Trip nach Lübeck planen, nehmen sie dafür die Bahn. Das Umweltbewusstsein der Hauptfigur wird immer wieder in kleinen Details hervorgebracht und steht im Kontrast zu dem wenig achtsamen Verhalten des Jungen Louis, der für die andere Seite in der Jugend steht und dadurch letztlich verdeutlicht, dass in puncto Nachhaltigkeit noch längst nicht alle in der jungen Generation an einem Strang ziehen.

Darüber hinaus kommt es in Miras Umfeld zu Mobbing und eine Gruppe Teenager, alle sehr versessen auf Partys und Co., betreibt gezielte Hassrede gegen eine Mitschülerin. Es werden sowohl der Druck auf Jugendliche innerhalb einer Gruppe aus Gleichaltrigen als auch die daraus resultierenden Verhaltensweisen thematisiert. Die Figuren in meinem Roman haben zwar ihr junges Alter gemein, unterscheiden sich ansonsten allerdings in sehr vielen Punkten. Vom Gaming-Fan Louis über die rebellierende Luna bis hin zu der einfühlsamen besten Freundin Hannah ist alles mit dabei. Ein kleiner Querschnitt durch die junge Bevölkerung also, bei dem Vernunft auf Widerstand und Vertrauen auf Falschheit trifft.

Haben Sie ein Lieblingszitat?

„Angenervt riss sich Mira die Kopfhörer von den Ohren und schloss die Playlist mit einem Wischen ihres Fingers. Wenn nur das Leben so leicht sein könnte. Gefiel einem etwas nicht, wischte man einfach nach rechts. Wie bei Tinder. Wollte man etwas zum Verstummen bringen, drückte man den Pause-Button und schon stoppte die Musik. Mit nur wenigen Klicks gelangte man immer und schnell zu seinem gewünschten Ziel.“

Mir gefällt dieses Zitat besonders gut, da Mira gemäß dem Geist unserer Zeit nach einer möglichst einfachen Lösung für all ihre Probleme sucht. Sie verbildlicht diesen Wunsch mithilfe von Apps wie Tinder oder den simplen Vorzügen unserer digitalen Freunde und vielleicht auch gerade als eine Folge unserer Mediengesellschaft fehlt ihr ein wenig die Geduld, den Dingen ihre Zeit zu geben. Ich selbst kann ihre Einstellung, dass alles möglichst schnell und unkompliziert ablaufen soll, sehr gut nachvollziehen. Kein Wunder, dass sich viele Menschen und vor allem Jugendliche immer mehr in die Welt der Sozialen Medien und der Videospiele flüchten, wenn dort vieles durch wenige Klicks gelöst werden kann oder zur Not einfach die App geschlossen wird. Ob ein Kind dieser Zeit oder eine Vertreterin eines im Grunde schon immer bestehenden Verlangens der Menschheit; Mira gibt dem Leser an dieser Stelle einen Einblick in ihre Gefühlswelt und sie versucht wie jede und jeder andere auch die richtigen Worte für das zu finden, was in ihrem Inneren vorgeht. Diese Worte lauten nur eben nicht mehr wie zur Zeit der Romantik „der tosende Sturm in meiner Brust“ oder Ähnliches, sondern sind an die Moderne und besonders die Jugend angepasst.

Wie würden Sie jemanden überzeugen, “Träum nicht von Aschenputtel” zu lesen?

  1. Meine Geschichte ist von einer jungen Erwachsenen für Jugendliche und junge Erwachsene. Sie ist dadurch authentisch, aktuell und aus einer erfrischenden Perspektive.
  2. „Und dann lebten sie glücklich bis an ihr Lebensende.“ – Wem dieses Ende in Märchen zu sehr Friede, Freude, Eierkuchen ist, der kann in meinem Roman mal eine andere Alternative kennenlernen. Aber Achtung: Eure Sicht auf Märchen und Märchenfiguren wird sich dadurch verändern!
  3. Für alle die sich schon einmal an einem Blatt Papier oder einer Buch Seite geschnitten haben: Findet heraus, was alles dadurch geschehen kann!
  4. Ab und an gibt es natürlich auch mal ein paar schöne Lübeck Insights! Wenn ihr die Stadt bereits kennt oder sie irgendwann einmal besuchen wollt, werdet ihr in meinem Roman ein paar gute Tipps finden oder wiedererkennen.
  5. Braucht man wirklich Argumente, um ein gutes Buch zu lesen? XD

@Unsere Leserschaft: Hier können Sie “Träum nicht von Aschenputtel” bestellen.

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