Im Gespräch mit Karin Schüller

Liebe Frau Schüller, Ihr Roman “Iwan” handelt von “Ideologie und Krieg, Tod und Verwüstung, Unverständnis und Intoleranz, aber auch von der tröstenden Kraft von Natur und Kunst und einer großen Liebe in der Zeit des Kalten Krieges”. Wie kam es dazu?

Für die meisten Deutschen ist der Zweite Weltkrieg ein Teil ihrer Familiengeschichte. Je nach Alter kennt man Erinnerungen der Eltern, Großeltern und teilweise der Urgroßeltern, und manche Erlebnisse und Anekdoten werden sogar von Generation zu Generation weitergegeben.

Die deutsche Teilung führte dazu, dass in West und Ost die ehemaligen Besatzungsmächte in den Medien und der Öffentlichkeit unterschiedlich wahrgenommen und beurteilt wurden. Um es überspitzt und platt zu formulieren:  Auf der einen Seite wurden die Amerikaner und auf der anderen Seite die Russen glorifiziert.

Ich bin ein Kind der alten Bundesrepublik, war aber schon früh und völlig unreflektiert fasziniert von jener Welt jenseits des Eisernen Vorhangs. Meine Großmutter erzählte von russischen Besatzungsoffizieren in Sachsen, ihr Vater von Finnen, mit denen er gemeinsam im Krieg gegen die Sowjetunion gekämpft hatte.

Inwiefern steht Ihr Studium in Verbindung zu “Iwan”?

Nach dem Abitur, Anfang der 1980er Jahre wollte ich unbedingt Geschichte studieren und als Nebenfach Slawistik. Die Studienberatung bei einer kompetenten und erfahrenen Mitarbeiterin der Philosophischen Fakultät führte zu dem Zwiespalt: Geschichte oder Slawistik. Beides zusammen, gekoppelt noch mit einem dritten Fach, denn es sollte ein Magisterstudiengang sein, schien vom Arbeitsaufwand zu hoch. Geschichte musste sein, daran gab es keinen Zweifel, also entschied ich mich schweren Herzens statt Russisch Spanisch zu studieren. Ich habe diese Entscheidung nie bereut, denn sie eröffnete mir einen ganz anderen Kulturkreis, der kaum weniger faszinierend ist als der slawische. Russland hat mich aber niemals losgelassen, und ich wollte einen Roman schreiben über jene Zeit, in der West und Ost in Deutschland aufeinanderprallten. Und ich wollte ihn aus einer östlichen Perspektive schreiben, und das so eng mit der russischen Geschichte verwobene Finnland sollte dabei eine wichtige Rolle spielen. Der Roman sollte außerdem eine länderüberspannende Perspektive haben und Russland als Teil Europas zeigen. Voilá, hier ist er!

Warum sollte man “Iwan” lesen?

Weil der Roman spannend ist, weil er ungewohnte Sichtweisen eröffnet, weil er in eine andere Welt führt, und zwar in Raum und Zeit und dennoch aktueller ist denn je. Da die Welt nicht schwarz-weiß ist, wie die Politik es überall den Menschen weismachen will, sind Perspektivwechsel ein gutes Mittel, um andere verstehen zu lernen: Ostdeutsche, Russen, Finnen …

Wenn Sie, liebe Leserinnen und Leser, Iwan noch nicht bestellt haben, können Sie das hier tun.

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